Sonntag, 23. September 2012

Vitamin-B12-Mangel wird oft übersehen!

Vitamin-B12-Mangel wird oft übersehen!


Die Aufnahme von Vitamin B12 im Gastrointestinaltrakt sinkt z.B. bei chronisch atrophischer Gast­ritisoder unter säurehemmender Medikation. Pankreasinsuffizienz und entzündliche Dünndarmerkrankungen können die Resorption ebenfalls stören, genau wie eine Therapie mit Kalziumionen bindenden Pharmaka (z.B. Metformin).

Große intrahepatische Cobalaminspeicher sorgen allerdings dafür, dass bis zur klinischen Manifestation eines Mangels eventuell Jahre vergehen, schreiben Dr. Sarah Jesse und Professor Dr. Albert C. Ludolph von der Neurologischen Abteilung des Universitätsklinikums Ulm.

Folsäurestoffwechselstörung druch Cobalamin-Mangel

Als Folge des Cobalamin-Mangels resultiert eine Anhäufung von Homocystein und eine Beeinträchtigung des Folsäurestoffwechsels mit makrozytärer Anämie. Klinisch steht die neurologische Symptomatik im Vordergrund. Bei der funikulären Myelose führt die Degeneration der Hinter- und Seitenstränge im Rückenmark zu spinaler Ataxie.

Typisch ist neben distal betonten Parästhesien, Gang- und Standunsicherheit der sog. Reflexsprung:Lebhafte Patellarsehnenreflexe kontrastieren mit fehlenden Achillessehnenreflexen. An gastrointestinalen Symptomen finden sich Hunter-Glossitis, Ikterus, LDH- und Bilirubin-Erhöhung. Die psychischen Zeichen reichen von leichten Depressionen bis zur Psychose.

Vitamin-B1-Mangel: Megaloblastäre Anämie nicht mehr Kriterium der Wahl

Ein Fallstrick in der Diagnostik: Die megaloblastäre Anämie fehlt in bis zu 40 % der Fälle, z.T. weil die Patienten mit Folsäure substituiert sind. Zur Diagnostik wird heute die Messung von Methylmalonsäure im Serum und Homocystein im Plasma empfohlen (cave: falsch positive Ergebnisse bei Niereninsuffizienz).

Schilling-Test ist obsolet!

Im Verdachtsfall kann die Bestimmung von Gastrin im Serum und – bei Verdacht auf eine chronisch-atrophische Gastritis – eine Gastroskopie den Schlüssel zur Diagnose liefern. Der Schillingtest gilt wegen 
der radioaktiven Belastung und des hohen Aufwandes als obsolet. Substituiert wird im Bedarfsfall parenteral mit 1000 µg pro Tag für 5–7 Tage, später in wöchentlichen und danach monatlichen Abständen. Zusätzlich wird zur Gabe von Folsäure (≥ 400 µg/Tag) geraten. 

1 Kommentar:

  1. Ich hatte wohl auch schon immer einen Vitamin B12 Mangel, der durch den Speicher nie aufgefallen ist, bis jetzt. Bei mir ist der Grund, dass ich B12 nicht gut aufnehmen kann. Genug Fleisch esse ich jedenfalls ;) Risikogruppen wie Veganer, Vegetarier und zum Beispiel Zöliakie-Erkrankte(hab ich hier gelesen) wissen hoffentlich, dass sie zusätzlich Vitamin B12 brauchen. Und bis auf Sonderfälle wie mich bekommt man doch sonst gar nicht leicht einen Mangel, oder?
    lg Julia

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