Sonntag, 23. September 2012

Radiojodtherapie bei Schilddrüsenkarzinomen




Die totale Thyreoidektomie ist die Therapie der Wahl beim Schilddrüsenkarzinom. Danach gibt es drei Gründe, radioaktives Jod zu verabreichen:
  1. Die vollständige Entfernung noch vorhandener Schilddrüsenreste, damit kein Thyreoglobulin mehr im Serum nachweisbar ist (Ablation)
  2. Die Zerstörung verbliebener Karzinomzellen zur Senkung des Rezidivrisikos
  3. Die Ganzkörperszintigraphie zum Nachweis von verbliebenem Krebsgewebe oder Metastasen

Ob Patienten mit Low-Risko-Tumoren nach der Operation grundsätzlich eine zusätzliche Radiojodtherapie brauchen, ist umstritten, schreibt Dr. Erik K. Alexander in einem Editorial der Zeitschrift „New England Journal of Medicine“.

Niedrige Dosis bringt die gleichen Ablationsraten

In zwei europäischen Studien (Schlumberger et al, Mallick et al.) wurde jetzt geprüft, ob man nicht zumindest die Radiojoddosis reduzieren kann. Über 1000 Patienten mit einem Low-Risk-Karzinom nahmen daran teil. Die Auswertung der beiden Studien zeigte: Mit der geringeren Dosis von 1,1 GBq ließ sich die gleiche Ablationsrate – mit nicht nachweisbaren Thyreoglobulin-Spiegel – erzielen wie bei der bisherigen Standarddosis von 3,7 GBq. Nach einer Therapie mit geringerer Dosis war die stationäre Behandlung deutlich kürze, außerdem hatten die Patienten weniger Nebenwirkungen, etwa Halsschmerzen und Übelkeit.

Darüber hinaus ging man in den beiden Studien der Frage nach, ob auch rekombinantes TSH ohne Effektivitätsverlust eingesetzt werden könne. Bisher mussten betroffene Patienten vor der Radiojodgabe die L-Thyroxin-Substitution absetzen, um optimale Voraussetzungen für die Radiojoddiagnostik und -therapie zu schaffen. Eine hypothyreote Phase mit typischer Symptomatik wird dabei in Kauf genommen.

Rekombinantes TSH bringt weniger Nebenwirkung als Hormonentzug

In beiden Studien erwies sich die rekombinante TSH-Gabe als genauso effektiv, d.h. es gab keinen Unterschied in der Ablationsrate. Die Nebenwirkungen waren etwas geringer als nach Hormonentzug, nach drei Monaten bestand aber kein Unterschied mehr.

Wenn die geringere Strahlendosis genauso wirksam ist wie die höhere Dosis, stellt sich Frage, ob Patienten mit Low-risk-Schilddrüsenkarzinomen überhaupt eine Radiojodtherapie benötigen, so Dr. Alexander. Dies sollte in weiteren Studien geklärt werden. Ob die Gabe von rekombinantem TSH den Hormonentzug ersetzen sollte, lässt sich dem Experten zufolge trotz der neuen Daten noch nicht beantworten. Bei vielen Patienten waren die hypothyreoten Symptome nur mild und von kurzer Dauer.

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