Sonntag, 23. September 2012

Wie lange dauert das Klimakterium?

Wie lange dauert das Klimakterium?

Frauen, die erstmals von Hitzewallungen und Schweißausbrüchen gequält werden, möchten gern wissen, was sie noch erwartet und wie lange diese Symptome anhalten.

In einer britischen Studie wurden Antworten gesucht. Im Rahmen einer Kohortenstudie wurden knapp 700 Frauen im Alter zwischen 47 und 54 Jahren nach 20 üblichen Menopausen-Symptomen gefragt. Ausgeschlossen waren Frauen mit Hysterektomie und Hormonersatztherapie.

Klimakterium: Es gibt vier typische Symptome 

Bei den Symptomen kristallisierten sich vier Cluster typischer Wechseljahrbeschwerden heraus: 
1. Vasomotorische Symptome: Hitzewallungen, Schweißausbrüche
2. psychische Symptome: Schlafstörungen, Angst, Depression
3. somatische Symptome: z.B. Gelenkbeschwerden, Schwindel, Palpitationen, Kopfschmerz
4. sexuelle Symptome: Scheidentrockenheit

Frauen, die rund um die letzte Blutung relativ milde Beschwerden aller Kategorien aufweisen, brauchen in der Regel auch in den nächsten Jahren nicht mit schweren Symptomen zu rechnen. Dagegen leiden Frauen mit ausgeprägten Symptomen oft mehrere Jahre darunter, berichten die Kollegen aus London (1) im „British Medical Journal“.

Wechseljahre - Hitzewallungen mit 80 Jahren?

Günstig scheint es, wenn vasomotorische Symptome schon drei Jahre vor der Menopause auftreten. Dann gehen sie in vielen Fällen rasch wieder zurück. Bei einem späteren Auftreten persistieren sie dagegen oft über Jahre.

Dies entspricht der Erfahrung, dass einige Frauen auch mit 70 oder 80 Jahren noch unter Beschwerden leiden, schreibt eine australische Kollegin in ihrem Kommentar (2). Das therapeutische Dilemma: Ausgeprägte Menopausesymptome treffen Frauen heute häufig in einem Alter, in dem sie noch für relativ junge Kinder sorgen, voll im Berufsleben stehen und eine sexuelle Beziehung pflegen.

Die Östrogen-Gestagen-Kombi kann starke Nebenwirkungen machen

Die wirksamste Therapie – eine Östrogen-Gestagen-Kombination – ist wegen der Nebenwirkungen umstritten. Zudem leidet ein Teil der Frauen auch nach der empfohlenen Höchst-Behandlungsdauer noch an Symptomen. Gerade für diese Frauen muss weiter intensiv nach therapeutischen Alternativen gesucht werden, so die Expertin aus Melbourne.

Therapieresistente Hypothyreose, was hilft?

Therapieresistente Hypothyreose, was hilft?


Immer noch gilt es als Standard, Hypothyreosepatienten die Einnahme von L-Thyroxin nüchtern 30 Minuten vor dem Frühstück zu empfehlen. So soll eine stabile Resorption des Hormons im Dünndarm gewährleistet werden.

Vielen Patienten ist das aber lästig und oft werden so auch keine stabilen Werte erreicht, sagte Privatdozent Dr. Martin Fassnacht von der Medizinischen Klinik I am Universitätsklinikum Würzburg beim 6. Allgemeinmedizin-Update-Seminar.

Bei primärer Hypothyreose Thyroxin-Einnahme auf abends legen!

Studien zeigen, dass die beste Zeit, Schilddrüsenhormon zu nehmen, offenbar der späte Abend ist: Der Switch von morgens auf abends ließ das mittlere TSH im untersuchten Kollektiv von 2,7 auf 1,7 mU/l sinken, während der umgekehrte Switch das TSH auf 3,86 mU/l nach oben trieb.

Denken Sie also bei Patienten mit primärer Hyperthyreose daran, auf spätabendliche Gabe umzustellen, wenn das TSH sich nicht stabil einstellen lässt, so der Referent. Auch für Patienten, die mit der morgendlichen halben Stunde Verzögerung Probleme haben, bietet der „Switch“ einen Ausweg.

M. Parkinson: Antidepressiva ohne Einfluss auf Motorik

M. Parkinson: Antidepressiva ohne Einfluss auf Motorik


Wenn Parkinsonpatienten unter Depressionen leiden, scheinen moderne Medikamente wie SSRI und SNRI gut zu wirken. Eine Verschlechterung der motorischen Funktion ist dabei nicht zu befürchten. Dies geht aus einer aktuellen US-Studie, an der 20 Zentren beteiligt waren, hervor.

Depressive Symptome besserten sich unter Paroxetin und Venlafaxin

Insgesamt nahmen 115 Parkinsonpatienten mit Depression teil. Die Kranken erhielten entweder Placebo, den SSRI* Paroxetin oder den SNRI** Venlafaxin. Nach einer sechswöchigen Aufdosierungsphase setzte man für weitere sechs Wochen die jeweilige Erhaltungstherapie fort.

Als Höchstdosen legten die Experten für Paroxetin 40 mg und für Venlafaxin 225 mg fest, heißt es in der Zeitschrift „Neurology“. Nach zwölf Wochen hatten sich die depressiven Symptome auf der Hamilton Rating Scale for Depression (HAM-D) unter Paroxetin um 13 Punkte und unter Venlafaxin um 11 Punkte gebessert.

Placebo brachte keinen Erfolg

Verschlechterungen der Motorik zeigten sich nicht. Die Placebo-Gabe ging hingegen nur mit einer Besserung des HAM-D-Score um 6,8 Punkte einher. Somit waren die Antidepressiva der Scheinmedikation klar überlegen.

Vitamin-B12-Mangel wird oft übersehen!

Vitamin-B12-Mangel wird oft übersehen!


Die Aufnahme von Vitamin B12 im Gastrointestinaltrakt sinkt z.B. bei chronisch atrophischer Gast­ritisoder unter säurehemmender Medikation. Pankreasinsuffizienz und entzündliche Dünndarmerkrankungen können die Resorption ebenfalls stören, genau wie eine Therapie mit Kalziumionen bindenden Pharmaka (z.B. Metformin).

Große intrahepatische Cobalaminspeicher sorgen allerdings dafür, dass bis zur klinischen Manifestation eines Mangels eventuell Jahre vergehen, schreiben Dr. Sarah Jesse und Professor Dr. Albert C. Ludolph von der Neurologischen Abteilung des Universitätsklinikums Ulm.

Folsäurestoffwechselstörung druch Cobalamin-Mangel

Als Folge des Cobalamin-Mangels resultiert eine Anhäufung von Homocystein und eine Beeinträchtigung des Folsäurestoffwechsels mit makrozytärer Anämie. Klinisch steht die neurologische Symptomatik im Vordergrund. Bei der funikulären Myelose führt die Degeneration der Hinter- und Seitenstränge im Rückenmark zu spinaler Ataxie.

Typisch ist neben distal betonten Parästhesien, Gang- und Standunsicherheit der sog. Reflexsprung:Lebhafte Patellarsehnenreflexe kontrastieren mit fehlenden Achillessehnenreflexen. An gastrointestinalen Symptomen finden sich Hunter-Glossitis, Ikterus, LDH- und Bilirubin-Erhöhung. Die psychischen Zeichen reichen von leichten Depressionen bis zur Psychose.

Vitamin-B1-Mangel: Megaloblastäre Anämie nicht mehr Kriterium der Wahl

Ein Fallstrick in der Diagnostik: Die megaloblastäre Anämie fehlt in bis zu 40 % der Fälle, z.T. weil die Patienten mit Folsäure substituiert sind. Zur Diagnostik wird heute die Messung von Methylmalonsäure im Serum und Homocystein im Plasma empfohlen (cave: falsch positive Ergebnisse bei Niereninsuffizienz).

Schilling-Test ist obsolet!

Im Verdachtsfall kann die Bestimmung von Gastrin im Serum und – bei Verdacht auf eine chronisch-atrophische Gastritis – eine Gastroskopie den Schlüssel zur Diagnose liefern. Der Schillingtest gilt wegen 
der radioaktiven Belastung und des hohen Aufwandes als obsolet. Substituiert wird im Bedarfsfall parenteral mit 1000 µg pro Tag für 5–7 Tage, später in wöchentlichen und danach monatlichen Abständen. Zusätzlich wird zur Gabe von Folsäure (≥ 400 µg/Tag) geraten. 

Unter HIV-Therapie verringert sich die Knochendichte rasch




Wie steht‘s um die Knochendichte von Patienten, die HIV-infiziert sind? Dazu legten US-Kollegen vom Adolescent Trials Network (ATN)neue Studiendaten vor. An ihrer Untersuchung nahmen 199 HIV-positive Männer und 53 HIV-negative Kontrollpersonen teil. Im Schnitt waren sie 14 bis 25 Jahre alt.

Von den 199 HIV-Infizierten wurden 52 antiretroviral mit Nicht-Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) behandelt und 42 mit Protease-Inhibitoren (PI). 105 Patienten erhielten keine antiretrovirale Therapie (ART). Die HIV-Diagnose war in der Gruppe ohne ART erst vor 1,3 Jahren gestellt worden. Bei den mit NNRTI-Behandelten betrug dieser Zeitraum 1,9 Jahre und im PI-Kollektiv 2,2 Jahre.

Die Knochendichtemessungen mittels DXA* zeigten, dass HIV-infizierte Männer, die antiretroviral behandelt wurden, generell eine geringere Knochenmineraldichte hatten. Dies galt insbesondere für das PI-Kollektiv, heißt es in der Zeitschrift „Clinical Infectious Diseases“.

In Longitudinalstudien müsse geklärt werden, wie es zur Minderung der Knochendichte komme - auch umFrakturrisiken vorzubeugen.

Krebspatient mit trockenem Mund - nach Hefepilz fahnden




In einer prospektiven Studie untersuchten Dr. Bernd Alt-Epping und Kollegen von der Universitätsklinik Göttingen, wie es um die Mundgesundheit der Patienten einer Palliativstation bestellt ist. Es wurden rund 100 Malignomkranke einbezogen, von denen zwei einen Kopf-Hals-Tumor mit direkter Beteiligung der Mundhöhle aufwiesen. Insgesamt 83 der 100 Kranken klagten über Mundtrockenheit, 68 überGeschmacksstörungen, 29 über Schluckprobleme, 26 über Mundgeruch und vier über Schmerzen in der Mundhöhle. 

Orale Probleme werden oft unterschätzt

Häufigster klinischer Befund waren unspezifische Schleimhautbeläge. Bei über 70 der untersuchten Patienten wies man Hefepilze nach. Die Kollegen versuchten, einen Zusammenhang zwischen den Symptomen und den erhobenen Befunden zu finden. Bei 78 % der Patienten mit Geschmacksstörungen war Candida im Spiel – rund dreimal mehr als bei Patienten ohne Geschmacksstörungen. Außerdem klagten Patienten mit Candidabefall dreimal häufiger über Mundtrockenheit.

Tumorkranke unter Sedativa, Anticholinergika und Opiaten litten zwar zu hohem Prozentsatz an Mundtrockenheit – aber nur die Minderheit derer mit trockenen Mund erhielt diese Medikamente.

Candida kann auch den Geschmack stören

Insgesamt verdeutlicht die Studie einmal mehr, dass orale Beschwerden bei Palliativpatienten ein wichtiges und multifaktorielles Problem darstellen. An eine mögliche Candida-Infektion sollten behandelnde Ärzte v. a. bei Mundtrockenheit und Geschmacksstörungen denken. 

Radiojodtherapie bei Schilddrüsenkarzinomen




Die totale Thyreoidektomie ist die Therapie der Wahl beim Schilddrüsenkarzinom. Danach gibt es drei Gründe, radioaktives Jod zu verabreichen:
  1. Die vollständige Entfernung noch vorhandener Schilddrüsenreste, damit kein Thyreoglobulin mehr im Serum nachweisbar ist (Ablation)
  2. Die Zerstörung verbliebener Karzinomzellen zur Senkung des Rezidivrisikos
  3. Die Ganzkörperszintigraphie zum Nachweis von verbliebenem Krebsgewebe oder Metastasen

Ob Patienten mit Low-Risko-Tumoren nach der Operation grundsätzlich eine zusätzliche Radiojodtherapie brauchen, ist umstritten, schreibt Dr. Erik K. Alexander in einem Editorial der Zeitschrift „New England Journal of Medicine“.

Niedrige Dosis bringt die gleichen Ablationsraten

In zwei europäischen Studien (Schlumberger et al, Mallick et al.) wurde jetzt geprüft, ob man nicht zumindest die Radiojoddosis reduzieren kann. Über 1000 Patienten mit einem Low-Risk-Karzinom nahmen daran teil. Die Auswertung der beiden Studien zeigte: Mit der geringeren Dosis von 1,1 GBq ließ sich die gleiche Ablationsrate – mit nicht nachweisbaren Thyreoglobulin-Spiegel – erzielen wie bei der bisherigen Standarddosis von 3,7 GBq. Nach einer Therapie mit geringerer Dosis war die stationäre Behandlung deutlich kürze, außerdem hatten die Patienten weniger Nebenwirkungen, etwa Halsschmerzen und Übelkeit.

Darüber hinaus ging man in den beiden Studien der Frage nach, ob auch rekombinantes TSH ohne Effektivitätsverlust eingesetzt werden könne. Bisher mussten betroffene Patienten vor der Radiojodgabe die L-Thyroxin-Substitution absetzen, um optimale Voraussetzungen für die Radiojoddiagnostik und -therapie zu schaffen. Eine hypothyreote Phase mit typischer Symptomatik wird dabei in Kauf genommen.

Rekombinantes TSH bringt weniger Nebenwirkung als Hormonentzug

In beiden Studien erwies sich die rekombinante TSH-Gabe als genauso effektiv, d.h. es gab keinen Unterschied in der Ablationsrate. Die Nebenwirkungen waren etwas geringer als nach Hormonentzug, nach drei Monaten bestand aber kein Unterschied mehr.

Wenn die geringere Strahlendosis genauso wirksam ist wie die höhere Dosis, stellt sich Frage, ob Patienten mit Low-risk-Schilddrüsenkarzinomen überhaupt eine Radiojodtherapie benötigen, so Dr. Alexander. Dies sollte in weiteren Studien geklärt werden. Ob die Gabe von rekombinantem TSH den Hormonentzug ersetzen sollte, lässt sich dem Experten zufolge trotz der neuen Daten noch nicht beantworten. Bei vielen Patienten waren die hypothyreoten Symptome nur mild und von kurzer Dauer.